Mittwoch 23. September 2015, 18.15 - 19.30 Uhr
Die Essenz des Zen besteht aus der Praxis einer korrekten Meditation: Zazen.
Zazen bedeutet, in einer Haltung tiefer Konzentration einfach zu sitzen. "Einfach" heißt, Körper und Geist sind intensiv einbezogen, konzentriert, versenkt in die Zazen-Haltung. Körper und Geist sind völlig wach und vereint in der kraftvollen Stille der gegenwärtigen Zeit, des Seins. Körper und Geist sind im Urgrund des Lebens verankert, ungebunden durch das Erreichenmüssen eines Ziels, nicht begrenzt durch ein Bewußtsein, das alles zählen und messen muß, ohne Streben nach einem speziellen Gewinn - sich selbst genügend.
Die Zazen-Haltung besteht darin, auf einem Kissen mit gekreuzten Beinen in aufrechter, natürlicher Haltung zu sitzen. Die Aufmerksamkeit ist auf die Haltung und eine lange Ausatmung konzentriert. Im Geist auftauchende Gedanken und Bilder werden weder abgelehnt noch verfolgt - Körper und Geist kehren so zum ursprünglichen, vitalen Zustand zurück. Zen kann weder in Begriffe gezwängt noch durch den Verstand wiedergegeben werden, man muß es vielmehr ausüben - Zen ist ganz wesentlich eine Erfahrung.
Zen-Meister Dogen, der im 13. Jahrhundert das Zen in Japan einführte, hat gesagt: "Zen erlernen, ausüben heißt uns finden; uns finden heißt uns vergessen; uns vergessen heißt Buddha-Natur, unsere ursprüngliche Natur finden".Zazen kann jeder praktizieren, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, sozialer Stellung, Alter usw. Auch die Zugehörigkeit zu einer anderen Religionsgemeinschaft stellt kein Hindernis dar, da Zen-Buddhismus durch das Fehlen eines Glaubens-Dogmas in keinerlei Widerspruch zu anderen Glaubensformen steht.
Deshalb geht es im Zen/Zazen niemals um eine geistige Übung oder spekulative Ideen, sondern um lebendige Aktivität hier und jetzt. Obwohl es eigentlich keinen Unterschied oder keine Trennung zwischen "Alltag" und Zazen gibt, ist es trotzdem notwendig, sich von Zeit zu Zeit einfach in Zazen zu setzen, sich auf Haltung und Atmung zu konzentrieren und die Dinge "so wie sie sind" zu akzeptieren. Eine gute Gelegenheit dies gemeinsam mit anderen Menschen zu tun, bietet ein Zen-Dôjô.
Neben dem Zazen werden in einem Dôjô noch weitere Aktivitäten praktiziert: Kinhin (Meditation im Gehen), Zeremonie, Rezitieren von Sutras und Samu (Arbeiten, z.B. das gemeinsame Reinigen der Räumlichkeiten).
Das Dojo ist der Ort der Übung des Weges. Wenn man das Dojo betritt, um Zazen zu üben, ist es wesentlich, sich auf alle Handlungen genau zu konzentrieren, hier und jetzt. Man geht zu seinem Platz, drückt durch Gassho seinen Respekt und Dank gegenüber den anderen aus, setzt sich auf sein Kissen und beginnt mit Zazen. Im Dojo gibt es keine Gegensätze von Geschlecht und Rasse, von groß und klein, intelligent und dumm.
Das Wesentliche ist die Zazen-Haltung und die gemeinsame Übung. Im Dojo ist es nicht wichtig, der Erste zu sein oder sich von den anderen abheben zu wollen. Man ist allein und doch mit den anderen zusammen. Unbewußt, natürlich, von selbst kann man so die wechselseitige Abhängigkeit aller Dinge untereinander verstehen, durch den Körper, durch unsere eigenen Knochen und Sehnen, mit jeder Körperzelle. Durch die Praxis im Dojo, die Übung durch Körper und Geist, die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit in jeder Handlung findet unser Gehirn sein tiefes ursprüngliches Gleichgewicht wieder, das Bewusstsein wird ruhig, tief und umfassend. Wir können unseren Geist, unser Leben durch diese Übung lenken, statt durch unsere Wünsche und Ängste bestimmt zu werden. Wir können Hast und Unsicherheit, die uns nicht zu Ruhe kommen lassen, ablegen.
Wenn wir uns für diese Praxis eine tiefe Gewohnheit schaffen, so ist das Dojo kein irgendwo begrenzter Ort, sondern durch diese Geisteshaltung wird unser tägliches Leben zum Dojo, zu unserem authentischen Lebensweg.
(bitte jeweils ca. 10 Minuten vor Beginn da sein)
Im Normalfall folgen wir dem Rhythmus: Zazen (40 Min.) - Kinhin (10 Min.) - Zazen (40 Min). Anschließend gibt es eine kurze Zeremonie, in der wir das Herz-Sutra (Hannya-Shingyo) rezitieren.
Geleitet wird das Dôjô seit 1997 von Zen-Mönch Christian Doshin Räuschel, Zazen seit 1992, seit 1994 Schüler von Meister Tenryû.
Wenn Sie unsere Zen-Praxis kennen lernen möchten, findet nach Bedarf eine Einführung in Zazen und die Praxis unseres Dojo statt.
Bitte setzen Sie sich bei Interesse an einer Einführung per Telefon (06432/1023) oder per Email an
info[at]zen-diez [dot] de
mit Christian Räuschel in Verbindung.
Hierfür ist es sinnvoll, bequeme dunkle Kleidung (lange Hosen, langärmeliges Oberteil) mitzubringen und, falls vorhanden, Sitzkissen (Zafu) und Matte (Zafuton). Diese sind in begrenzter Zahl auch im Dôjô vorhanden.
Ablauf Zazen für Anfänger: ca. 15 Minuten Anleitungen, dann Zazen (20 Min.) - Kinhin (5 Min.) - Zazen (20 Min.) und anschließend Gelegenheit für ein gemeinsames Gespräch.
Buddha Shakyamuni lebte vor ca. 2500 Jahren in Nordindien. Als Sohn eines Adeligen wuchs er in sehr behüteten Verhältnissen auf. Als er sich jedoch eines Tages mit den alltäglichen Leiden der Menschen (Alter, Tod, Krankheit) konfrontiert sah, verließ er sein Elternhaus, um nach einem Weg aus dem Leiden zu suchen. Er übte sechs Jahre lang zum Teil extremste Askese, bevor er erkannte, dass auch diese Lebensweise keine Antworten auf seine Fragen brachte. Schließlich konzentrierte er sich allein auf Zazen. Unter dem "Bodhi-Baum", sitzend in aufrechter Haltung, erwachte er zum wahren Weg.
Kurz vor seinem Tod bestimmte er Mahakashyapa als seinen Nachfolger und begründete so die seither ununterbrochene Linie der Weitergabe des Dharma (Praxis des "großen Weges") von Meister auf Schüler.
Der 28. Nachfolger von Buddha Shakyamuni war Bodhidharma. Er brachte die Praxis des großen Weges von Indien nach China. Jedoch dauerte es neun Jahre, in denen Bodhidharma zurückgezogen im Shorinji (Shaolin-Kloster) intensive Zazen-Praxis lebte, bevor sich der Dharma in China entfaltete. Es entstand so der Chan-Buddhismus.
Obwohl der Buddhismus zu Zeiten Dogens in Japan schon lange bekannt war, reiste er nach China und brachte den wahren Buddha-Dharma von dort zurück nach Japan. Durch ihn wurde der Buddhismus in Japan grundlegend erneuert und wieder auf seinen wahren Kern zurückgeführt.
Kodo Sawaki gilt als einer der berühmtesten Meister und als großer Reformator des Zen unserer Zeit, der Zen wieder zu seiner Einfachheit und Frische zurück führte. Wegen seiner praktisch pausenlosen Reisen durch Japan, während der er Zazen lehrte und Sesshin (Perioden intensiver Zazen-Übung) abhielt, erhielt er den Spitznamen "Landstreicher Kodo".
Der erste, der von Kodo Sawaki Roshi die Übertragung des authentischen Dharma erhielt, war Shuyu Narita Roshi. Er war Leiter des Tempels Todenji im Norden Japans und Bruderschüler von Meister Deshimaru.
Taisen Deshimaru Roshi ist einer der bekanntesten Schüler von Kodo Sawaki Roshi. In dessen Auftrag kam er 1967 nach Frankreich, wo er damit begann, die Praxis des Zen - Zazen - zu lehren. Er gründete viele Dojos und hatte zahlreiche Schüler. Da er jedoch etwas plötzlich verstarb, konnte er die Übermittlung des Dharmas formell nicht mehr weitergeben. Meister Deshimaru gilt als einer der größten Zen-Meister unserer Zeit.
Geboren 1956, war langjähriger Schüler zunächst von Taisen Deshimaru Roshi. Nach dessen Tod wurde er Schüler von Narita Shûyu Roshi, von dem er 1986 Shihô, die Übermittlung des Dharma, in der Linie Kôdô Sawaki Roshi erhielt.
L. Tenryû ist Präsident der Zen-Vereinigung Deutschland (ZVD), Abt und Begründer des Zen-Zentrums Mokushôzan Jakkoji in Schönböken, Leiter des Berliner Tempels Shôgôzan Zenkôji sowie Dendôkyôshi (von den Autoritäten des Zen in Japan anerkannter Zen-Lehrer).
Stand: 18.06.2023
Christian Räuschel
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65582 Diez
Zen-Dojo Diez
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+49 (0)6432 1023
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